Luis Durnwalder
data di pubblicazione: 16.09.2021
EAN: 978-88-6839-550-6
pagine: 128
copertina flessibile
lingua: Deutsch
formato: 165 x 240 mm
peso: 418 g
edizione:2
prezzo: 14,90 Euro
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Luis Durnwalder hat die jüngere Geschichte Südtirols geprägt. 25 Jahre lang war er Landeshauptmann, zuvor Landesrat für Landwirtschaft, Referent der Region Trentino-Südtirol, Bürgermeister und Direktor des Bauernbundes. Zu seinem 80. Geburtstag blickt er zurück – und blättert in dicken Fotobüchern. Starke, aussagekräftige Bilder einer unvergleichlichen Karriere beschreiben sein Leben zwischen greifbarer Bodenständigkeit und einem visionären Blick in die Zukunft. Die Auswahl der Bilder beschränkt sich nicht auf Offensichtliches oder unvergessene historische Momente, sondern öffnet den Blick auf intime, persönliche und wenig bekannte Ereignisse, die Luis Durnwalder zu dem werden ließen, der er ist: ein Großer der Zeitgeschichte Südtirols.

DER LUIS

Momentaufnahmen: Luis Durnwalder, das Urgestein, die knorrige Lärche, der Reibebaum, öffnet das Bildarchiv – und beantwortet Fragen. 25 Jahre lang war er der Macher.

Was er auf den Weg gebracht hat – oder verhindert –, lässt sich in Archiven und Protokollen, auf Tausenden Seiten im Netz, in Büchern und Filmen fìnden. Vielleicht nicht alles, aber doch eine ganze Menge.

Allein im Fotoarchiv der Tageszeitung „Dolomiten“ liegen mehr als 10.000 Bilder, die der Rechner zum Stichwort „Durnwalder, Luis“ auswirft. Wir haben sie gesichtet, eines nach dem anderen, und mussten eine, zugegeben, komprimierte Auswahl treffen.

Dazu die Aufnahmen, die Durnwalder selber in penibel beschrifteten Mappen und Ordnern aufbewahrt, in den meisten Fällen Erinnerungen an lieb gewonnene Menschen und prägende Augenblicke – Familie, Gäste und Prominente, einfache Menschen sind auch dabei.

Es ist auf den ersten Blick eine geordnete Welt, eine Welt in Schwarz-Weiß, Durnwalder weiß, was er will, was richtig und falsch ist, was er mag und was nicht. Selbstkritische Fragen gehören nicht zu seinem Repertoire. Möchte man meinen. Und: Er kann über sich selbst lachen.

Luis Durnwalder war in meinem beruflichen Leben eine feste Größe.

Ob ich ihn kenne? Schwer zu sagen.

Breiter Nacken, lauernder Blick, herzhaftes Lachen, das ist Durnwalder am Foto meiner inneren Sofortbildkamera. Doch das kann nicht die ganze Wahrheit sein. Ist sie auch nicht.

Den späteren Landeshauptmann lernte ich in den Siebzigerjahren kennen, als junger Ortsobmann der Volkspartei in Radein. Redner für Jahresversammlung gesucht. Gleich mehrere Prominente hatten sich geziert, an einem Sommerabend in das kleine Bergdorf zu fahren. Der Luis sagte zu, sofort, er ahnte, da sitzen vorwiegend Bauern, ein Heimspiel. Es mag eine Randnotiz, eine unbedeutende Episode sein, doch sie lässt tiefer blicken: Durnwalder entscheidet, sagt Ja, manchmal auch Nein, aber was er sagt, das gilt. Handschlag-Qualität.

Große bedeuten ihm gleich viel wie Kleine. Man mochte ihn, die meisten zumindest, weil er so war, wie er war.

Zum Vergleich: Während seiner Zeit von 1989 bis 2014 gaben sich in Rom 17 Regierungen die Klinke in die Hand. Doch in Südtirol ticken die Uhren anders – das war bereits unter seinem Vorgänger Silvius Magnago so. Ein echter Chef sitzt lang im Sattel.

Ich besuche Luis Durnwalder in Tschirland, wo er mit seiner zweiten Frau, Angelika Pircher, und Tochter Greta lebt. Den Haselbrunnhof hatte ich mir anders vorgestellt, als einen Hof mit dicken Mauern, Geranien am Fenster, Stall … nein, es ist ein Anwesen wie aus einer Zeitschrift für Architektur und Design: klare Linien, Beton, Holz, offenes Glas mit Blick auf den Garten – und auf die Obstwiese dahinter, Durnwalders persönliche Ecke, das überschaubare Reich des Alters.

Wir sprechen über seine vielschichtige Karriere, über Hintergründe, Details und besondere Momente.

Es muss ein Schock gewesen sein, Einfluss und Macht zu verlieren – oder?

Ja, war es.

„Ein alter Baum wird irgendwann umgesägt.“ Durnwalder wiederholt es mehrmals, es scheint ein Mantra zu sein.

„Ich habe nicht alles selber gemacht, aber dort, wo ich gefordert war, habe ich mein Bestes gegeben. Ohne Arbeit kein Wohlstand.“

Was ist geblieben von der Zeit, in der kaum ein Weg an diesem Schwergewicht vorbeiführte – was auch daran gelegen haben mag, dass der Luis von sechs Uhr früh bis Mitternacht unterwegs war, manchmal auch länger, ein Regent zum Anfassen, unverwechselbar, gesegnet mit einer Stimme wie Donner, um den göttlichen Dalai Lama zu zitieren.

Was ist geblieben?

Fotos, Bilder, Geschichten und Gefühle, Erinnerungen an eine Hand, bestimmt.

Einige haben wir ausgewählt und beschrieben. Es ist eine sehr persönliche Sicht auf eine Ära, die Ära Durnwalder.

Markus Perwanger im September 2021